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Kapitel V
Aktivspielplätze In Europa - Empirische Untersuchungen

By Oliver Ginsberg
Oliver Ginsberg
Adventure playgrounds in Berlin
(Dipl. Ing. Landschaftsplanung, Chairperson of the Association of Adventure Playgrounds and Cityfarms (AKiB) in Berlin, Germany - One chapter from a much longer research paper on the contribution of adventure playgrounds and city farms to a sustainable development in Europe completed in November 1997 at Technische Universität Berlin)


1. Ergebnisse einer früheren Untersuchung in Deutschland

Die im folgenden dargestellten Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur Struktur und Konzeption europäischer Aktivspielplätze stellt die Fortsetzung einer umfangreichen Befragung bundesdeutscher Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe dar, die ich im vergangenen Jahr während des Hauptstudienprojektes „Ökologische Spielträume" durchgeführt habe. Dabei bemühe ich mich im Rahmen dieser Diplomarbeit nicht nur um eine Ergänzung des Materials auf europäischer Ebene. Darüber hinaus wollte ich herausfinden, inwieweit europäische Einrichtungen von ihrer Sicht aus Beiträge zur Gesundheitsförderung und Umweltpädagogik leisten bzw. ihre Angebote auch als soziokulturelle Arbeit begreifen. Die Ergebnisse der früheren Untersuchung will ich hier kurz zusammenfassen, um das Verständnis für die Zielsetzung zu erleichtern. Soweit sich die Ergebnisse tabellarisch fassen lassen, habe ich sie im Anhang den europäischen Einrichtungen gegenübergestellt. Die Kernfragestellungen der vorangegangenen Untersuchung lauteten

auf Projektebene:

auf der Ebene von Städten/Regionen:

auf Zeitebene:

Die Beantwortung dieser Fragen sollte zum einen die Leistungsfähigkeit der Einrichtungen demonstrieren, zum anderen aber auch Grundlagen für die Planung und Finanzierung von Einrichtungen in der Zukunft schaffen.

Ausgewertet wurden die Angaben von 50 Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland, was einer Beteiligung von rund 36 % bei der Umfrage entspricht und eine repräsentative Datengrundlage darstellt. Hochgerechnet auf alle Einrichtungen in der Bundesrepublik ließ sich daraus auf eine jährliche Gesamtbesucherzahl von rund 7 Mio Menschen schließen, was in etwa den Besucherzahlen von hochsubventionierten Kulturstätten ( Opern, Theatern, Museen etc.) entspricht.

Es zeigte sich, daß unabhängig von der Bezeichnung als Abenteuerspielplatz, Kinderbauernhof usw. etwa die Hälfte der Einrichtungen Tierhaltung bzw. gärtnerisch-landwirtschaftliche Tätigkeiten in ihr Konzept einbeziehen und zwar zeitlich mit steigender Tendenz. Parallel dazu nimmt die Auseinandersetzung mit ökologischen Themen bzw. nachhaltigen Technologien zu.

In dicht besiedelten Lagen (Innenstadt oder Trabantenstädte) sind die Einrichtungen deutlich kleiner und haben seltener Tiere, werden dafür aber intensiver genutzt. Ihre Durchschnittsgröße liegt hier bei etwa 5.000 m_ gegenüber rund 1 ha in Stadtrandlage bzw. locker bebauten Gebieten. Etwa doppelt so groß sind auch die Einrichtungen mit Tieren gegenüber solchen ohne Tiere, wobei allerdings die Besucherzahlen bei Kinderbauernhöfen deutlich höher sind als bei den reinen Bau- bzw. Abenteuerspielplätzen. Bei einem Vergleich unterschiedlicher Einrichtungsgrößen stellte sich, daß die Nutzungsintensität bei größeren Einrichtungen wieder abnimmt, was mit der zunehmenden Stadtrandlage solcher Einrichtungen zusammenhängt.

Weitere Faktoren für die Nutzungsintensität sind allerdings auch die Kapazität an Arbeitskräften, Öffnungszeiten und die Frage der Konzeption. (generationsübergreifende Projekte werden bis zu dreimal intensiver genutzt). Es zeigte sich schließlich auch, daß es große Unterschiede hinsichtlich der Trägerschaft gibt. Nichtstaatliche Einrichtungen betreiben deutlich öfter Tierhaltung und sind besser besucht, liegen entgegen weitverbreiteten Ansichten häufiger in Problemgebieten und müssen dort mit weniger Fläche auskommen. Sie haben auch eine stärkere ökologische Orientierung. Darüber hinaus gibt es auch deutliche regionale Unterschiede, die aber hier nicht im einzelnen wiedergegeben werden sollen.

Aus diesen Ergebnissen habe ich im vergangenen Jahr verschiedene Planungsempfehlungen abgeleitet. U.a. forderte ich eine bessere Ausstattung der Einrichtung mit Flächen, eine grundsätzliche Einbeziehung sowohl von Tierhaltung und Bauspielaktivitäten in die Konzeption, eine verstärkte Förderung freier Träger und eine Orientierung hin zu einer altersgruppenübergreifenden und nachbarschaftsorientierten Einrichtung, welche die Bedürfnisse und Kapazitäten der unmittelbaren NutzerInnen in die Planung und Gestaltung der Einrichtung soweit wie möglich einbezieht, aber dennoch Serviceaspekte einer Bildungs- und Gesundheitseinrichtung beinhaltet. Ohne den Ergebnissen der jetzigen Untersuchung vorgreifen zu wollen, habe ich durch sie viele der Forderungen bestätigt gefunden.

2. Vorgehensweise und Rücklauf

Um eine Vergleichbarkeit mit dem bereits gesammelten Datenmaterial zu ermöglichen, habe ich den Fragebogen aus der früheren Umfrage weitgehend übernommen und nur durch einige offene Fragen ergänzt. Die Übersetzung ins Englische und Französische erwies sich dank Unterstützung aus dem Freundeskreis kaum als problematisch. Dagegen stieß ich bei der Suche nach aktuellen Adressen europäischer Einrichtungen auf große Schwierigkeiten. Zwar konnte ich auf umfangreiche Listen der European Federation of City Farms zurückgreifen, allerdings hatte ich keine aktuellen Adressen aus dem Bereich der Abenteuer- bzw. Bauspielplätze. Ich mußte also zunächst Kontakt zu den entsprechenden nationalen bzw. regionalen Dachverbänden aufnehmen. Wie sich herausstellte waren jedoch die Adressen dieser Organisationen z.T. veraltet. Nach zweimonatigen Recherchen und umfangreichem Briefverkehr hatte ich Immerhin vom dänischen Dachverband (Dansk Legeplads Selskab) und aus Schweiz (SpeuX - Schweizerische IG für offene Kinder-Freizeit-Animation) brauchbares Material bekommen. Zu Frankreich fand ich schließlich noch eine veraltete Liste mit rund 30 Adressen in der Universitätsbibliothek des Fachbereiches Architektur.

Da ich mit einer Rücklaufzeit von rund zwei Monaten rechnete, blieb mir nichts anderes übrig, als aus diesem beschränkten Bestand rund 250 Adressen auszuwählen. Mein einziges Kriterium bei der Auswahl war dabei die Zuordnung bzw. die Lage in einer der nachfolgend dargestellten urbanen Regionen der jeweiligen Länder. Obwohl ich damit weit mehr Fragebögen verschickte als bei der letzten Umfrage, war der Rücklauf deutlich geringer. Von 45 Rückantworten erwiesen sich 40 als einigermaßen verwertbar, was einem Gesamtrücklauf von lediglich 16% entspricht (im Vergleich zu 36% bei den bundesdeutschen Einrichtungen. Dabei lag die Quote bei Dänemark, den Niederlanden und Frankreich gleichermaßen um die 13%. Höhere Rücklaufe kamen aus der Schweiz (26%) und Großbritannien (23%). Offensichtlich spielte also die Vollständigkeit der Listen keine besondere Rolle. Jedenfalls müssen die im weiteren ausgewerteten Daten mit Vorsicht betrachtet werden, da sie auf einer nur geringen Datenbasis beruhen. Darüber hinaus waren auch die zurückgesendeten Fragebögen selten vollständig ausgefüllt. Im Durchschnitt wurden 70% der statistischen Fragen und 53% der offenen Fragen beantwortet. Bei den statistischen Fragen waren die Angaben zu Flächennutzungen und Ausstattung (54%) Finanzen (60%) und BesucherInnen (64%) am lückenhaftesten. Bei den offenen, konzeptionellen Fragen gab es am wenigsten Angaben zur Gesundheitsförderung (38 %) und am meisten zur soziokulturellen Arbeit (63%). Immerhin 58% machten auch Angaben zur Umweltbildung. Die überwiegende Mehrzahl der Einrichtungen war auch mit einer Publikation der Ergebnisse einverstanden. Einige wenige wurden in der Einzelübersicht (siehe Anhang) anonymisiert. Durchschnittswerte zu Einzelfragen im standardisierten Teil, die auf der Basis von weniger als 50% Rücklauf errechnet wurden sind in der tabellarischen Übersicht schwächer dargestellt. Die Anzahl der Nennungen ist jeweils am Ende der Spaltenreihe angegeben.

Trotz der schwachen Datenbasis dürften nach meiner persönlichen Kenntnis der Einrichtungen in den entsprechenden Ländern die Ergebnisse der standardisierten Fragen aber dennoch im allgemeinen die Struktur und den Charakter der Einrichtungen widerspiegeln. Sie werden deshalb auch in aller Ausführlichkeit tabellarisch und grafisch dargestellt. Die Auswertung der offenen Fragen wird im Anschluß daran dargestellt.

 

3. Statistische Ergebnisse

3.1. Ländervergleich

In einem ersten Schritt wurden sämtliche Einrichtungen der einzelnen Länder zusammengefaßt und einander gegenübergestellt. Zum Vergleich wurden jeweils die Durchschnittswerte aller Einrichtungen und (soweit vorhanden) die Ergebnisse der früheren Untersuchung in der Bundesrepublik gegenübergestellt.

3.1.1. Flächen- und Gebäudenutzungen

Wegen der mangelhaften Datenbasis soll hier nur kurz auf diesen Punkt eingegangen werden. Der höhere Anteil an Grünflächen (Wiese/Weide, Bäume, Obst- und Gemüsegärten bei den britischen, niederländischen und französischen Einrichtungen ergibt sich aus deren höheren Gesamtflächenangebot und der stärkeren landwirtschaftlichen Orientierung. Insgesamt sind die dänischen und die Schweizer Einrichtungen am ehesten mit den deutschen vergleichbar. Die hohen Werte für Gebäude bei den Schweizer Einrichtungen ergeben sich aus der Funktion einzelner Einrichtungen als Quartiers- bzw. Nachbarschaftszentrum. Abgesehen vom geringeren Anteil an Bauspielflächen (wegen der Unterrepräsentierung von Abenteuerspielplätzen bei der Umfrage) ergibt sich eine hohe Übereinstimmung zwischen den Durchschnittswerten aller Einrichtungen mit den Ergebnissen der früheren Untersuchung in der BRD. Demnach sind rund drei Viertel der Gesamtfläche als Grünfläche zu veranschlagen, wobei rund die Hälfte Wiesen bzw. Weideflächen sind. Ein Viertel wird als Spiel- und Sportflächen genutzt.

3.1.2. Tierbestand und Tierarten

Deutliche Unterschiede gibt es beim Tierbestand, wobei der bereits genannte stärker landwirtschaftliche Charakter der westeuropäischen Einrichtungen sich widerspiegelt. Trotz des viel höheren Flächenangebots der holländischen und französischen Einrichtungen ist ihr Tierbestand aber geringer als der britische. Offensichtlich nutzen etliche holländische und französische Einrichtungen einen Großteil der Fläche noch für Ertragslandwirtschft, während die Anlage eines Aktivspielplatzes bzw. eines Kinderbauernhofes eher ein ergänzender Aspekt darstellt. Bezogen auf die nutzbare Fläche ist der Tierbestand der britischen, dänischen und deutschen Einrichtungen vergleichbar. In der Schweiz dominiert noch der Bauspielplatz ohne nennenswerte Tierhaltung. Im Durchschnitt aller Einrichtungen entspricht die Haltung einzelner Tierarten in etwa der deutscher Einrichtungen mit Ausnahme von Pferden und Kaninchen, die in Deutschland deutlich beliebter sind. Auch hier zeigt sich wieder eine Nähe zu dänischen und Schweizer Einrichtungen. In Frankreich und Großbritannien sind Schafe beliebter als Ziegen in den anderen Ländern ist es umgekehrt. Esel sind v.a. in Frankreich und der Schweiz zu finden, sind aber insgesamt selten. In Frankreich und Holland gibt es auch häufig Kühe, die aber für Aktivspielplätze im allgemeinen eher untypisch sind und deshalb bei der statistischen Befragung nicht berücksichtigt wurden. Sie sind eher ein Hinweis auf noch bestehende ertragsorientierte Landwirtschaft in den Einrichtungen dieser Länder. Als weitere Tierarten wurden in der Reihenfolge der Häufigkeit genannt: Meerschweinchen, Truthähne, Katzen, Tauben, Hamster und Mäuse, Zier- bzw. Singvögel, Hunde, Bienen, Pfauen, Fische und Lamas.

3.1.3. Einrichtungsgröße, Besucherzahlen und Nutzungsintensität

Bei der Einrichtungsgröße gibt es auch innerhalb der Länder große Unterschiede. Sie schwanken beispielsweise zwischen 0,6 und 120 ha in den Niederlanden, so daß die Durchschnittswerte für einzelne Länder eher auf die Existenz einzelner sehr großer Einrichtungen hinweist als auf einen Orientierungswert für die jeweiligen Länder (mit Ausnahme Frankreichs, wo große Einrichtungen die Regel sind). Insgesamt sind rund 40% aller Einrichtungen unter 10.000 m_, 60% unter 25.000 m_ und nur knapp 20% über 50.000m_ groß, so daß der Durchschnittswert von 72.000 m_ für alle Einrichtungen keineswegs repräsentativ ist. Am höchsten sind die Besucherzahlen in den Niederlanden und Großbritannien am kleinsten in Frankreich und der Schweiz. Bei der Nutzungsintensität bezogen auf die Fläche liegen allerdings Dänemark und die Schweiz an der Spitze. Die britischen Werte sind vergleichbar mit denen der Bundesrepublik. Für typische Aktivspielplätze also ohne Berücksichtigung der stark landwirtschaftlich orientierten Einrichtungen kann ein Orientierungswert von 2-3 Personen pro m_ Grundfläche angenommen werden.

3.1.4. Besucherstruktur nach Alter und Geschlecht

Außer in Dänemark und Frankreich scheinen die Einrichtungen mehr oder weniger konzeptionell alle Altersgruppen anzusprechen, wobei Kinder und Jugendliche mit rund 70% nach wie vor den größten Anteil der BesucherInnen stellen und zwar v.a. die Kinder zwischen 6 und 14 Jahren. In Frankreich und Dänemark sind Erwachsene nur selten, Senioren überhaupt nicht zu finden. Hier handelt es sich eindeutig um spezielle Bildungs- bzw. Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche, die wenig Bezug zur Nachbarschaft aufweisen. Mädchen stellen die Mehrheit der BesucherInnen in Dänemark und den Niederlanden, die Minderheit in Großbritannien, Frankreich und der Schweiz, wobei im Durchschnitt ein ausgewogenes Verhältnis existiert. Der geringere Anteil von Mädchen in den deutschen Einrichtungen korreliert mit dem hohen Anteil an reinen Bauspielplätzen.

3.1.5. Arbeitskräftestruktur und Öffnungszeiten

Während britische, niederländische und Schweizer Einrichtung auf einen hohen Anteil an freiwilliger Mitarbeit zurückgreifen können bzw. angewiesen sind werden französische und dänische Einrichtungen eher professionell geführt, was wiederum ein Indiz für den Mangel an Einbindung in die Nachbarschaft ist. In Großbritannien und den Niederlanden wird jede/r zweite MitarbeiterIn über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme finanziert, während diese Art der Beschäftigung in den Einrichtungen der anderen Länder eher selten ist. Insgesamt ist der Bestand an MitarbeiterInnen im Vergleich mit den bundesdeutschen mehr als doppelt so hoch, was in etwa mit dem Aufkommen an BesucherInnen korreliert.

Die Öffnungsdauer ist in dem meisten Ländern deutlich höher als in der Bundesrepublik. Die britischen Einrichtungen liegen mit 3.285 Jahresstunden (was einer täglichen Öffnungszeit von 9,5 Stunden entspricht) an der Spitze und damit mehr als doppelt so hoch. Bezogen auf die Öffnungszeiten werden aber die niederländischen Einrichtungen am intensivsten genutzt. Hier halten sich rund 30 Personen pro Stunde Öffnungszeit auf. Am ehesten mit den deutschen sind hier die Schweizer Einrichtungen vergleichbar.

3.1.6. Trägerschaft, Lage und Ausstattung

Den höchsten Anteil an staatlichen Einrichtungen weisen Dänemark und Frankreich auf, den niedrigsten Großbritannien und die Schweiz, was in etwa die Arbeitskräftestruktur bzw. die Anzahl der freiwilligen MitarbeiterInnen komplementär widerspiegelt. Im europäischen Gesamtdurchschnitt deckt sich das Verhältnis zwischen staatlichen und freien Trägern mit denen in der Bundesrepublik. In Großbritannien Dänemark und der Schweiz liegen die Einrichtungen eher in dichtbesiedelten Gebieten, während die Einrichtungen in Frankreich und den Niederlanden eher am Stadtrand bzw. in dünnbesiedelten Lagen zu finden sind, dies entspricht den bereits genannten überdurchschnittlichen Einrichtungsgrößen. Während v.a. in Dänemark viele Einrichtungen in Trabantensiedlungen zu finden sind, war unter den französischen Einrichtungen keine einzige dort angesiedelt. In Großbritannien wiederum dominiert die Innenstadtlage, was der dort gängigen Bezeichnung city farm gerecht wird. Insgesamt betrachtet gibt es ein mit der Bundesrepublik vergleichbares Verteilungsmuster, bei dem Stadtrandlagen leicht überrepräsentiert sind.

Wird die Existenz von Spielgeräten als Indikator für den spielerischen Charakter der Einrichtungen angenommen, so trifft die Bezeichnung Aktivspielplatz scheinbar nur auf die Einrichtungen in den Niederlanden, Dänemark und der Schweiz eindeutig zu. Immerhin auch eine deutlich Mehrheit der britischen Einrichtungen sind mit Spielgeräten ausgestattet. Dagegen verfügen nur etwa ein Fünftel aller französischen Einrichtungen über eine solche Ausstattung. Hier kommt deutlich der Bildungscharakter vieler französischen Einrichtungen zum Ausdruck gegenüber dem der spielerische Aspekt zurücktritt. Für Grill- bzw. Feuerstellen gilt ähnliches, wobei auch die britischen Plätze hier sehr unterdurchschnittlich versorgt sind. Möglicherweise hängt dies hier auch mit den Restriktionen der Innenstadtlage zusammen.

Am seltensten wird bei der Anlage der Einrichtung auf eine Modellierung des Geländes gelegt. Nur bei den dänischen und Schweizer Einrichtungen scheint dies regelmäßig der Fall zu sein. Insofern keine Angabe eher ein Fehlen dieses Ausstattungsmerkmals nahelegt, scheint eine Modellierung sogar noch seltener zu sein, denn nur die Hälfte aller Einrichtungen machte dazu überhaupt Angaben.

3.1.7. Finanzen

Die Daten für Frankreich und die Schweiz waren hinsichtlich der Finanzierung sehr uneinheitlich. Einer oder wenigen sehr gut finanzierten Einrichtungen stehen noch mehr mit äußerst geringer Finanzausstattung gegenüber, so daß die Durchschnittswerte kaum als repräsentativ gelten können. Hinzu kommt bei den französischen Einrichtungen eine sehr beschränkte Datenbasis. Eine Gegenüberstellung zwischen Dänemark, Großbritannien und den Niederlagen scheint der Realität eher gerecht zu werden. Die niederländischen Einrichtungen müssen trotz höchster Besucherzahlen mit dem geringsten Finanzvolumen auskommen, wobei sie allerdings im Gegensatz zu den britischen und französischen Einrichtungen mit einem höheren Anteil an staatlicher Förderung rechnen können. Die höchsten Pro-Kopfausgaben hat Frankreich zu verzeichnen, was allerdings weniger mit einer großzügigen staatliche Förderung als mit sehr geringen Besucherzahlen zusammenhängt. Die britischen Einrichtungen sind aufgrund der restriktiven Finanzpolitik der Thatcher-Ära in besonders hohem Maße auf Spenden und Eigenerträge angewiesen. Jedoch haben alle europäischen Einrichtungen einen höheren Anteil an Eigenmitteln zu erbringen als die deutschen. Selbst in Dänemark liegt dieser Anteil bei rund 5%. Im Schnitt aller Einrichtungen korreliert das höhere Finanzvolumen europäischer Einrichtungen mit Arbeitskräftestruktur und Besucherzahlen, so daß mir einem Satz von 4-5 ECU pro BesucherIn ein mit der Bundesrepublik vergleichbarer Standard erreicht wird.

Ein Vergleich von Einnahme- und Ausgabenposten zeigt, daß mit Ausnahme Großbritanniens regelmäßig etwas mehr als die Kosten für Personal durch staatliche Förderung gedeckt sind. Auffällig ist ein im Vergleich mit der Bundesrepublik höherer Anteil an Investitionsausgaben bei den europäischen Einrichtungen. Bei den französischen liegt er sogar in der Größenordnung der ansonsten mit Abstand dominierenden Personalausgaben. Möglicherweise hängt dies mit dem geringen Alter vieler Einrichtungen zusammen, die sich noch im Aufbau befinden. Hier verzerren allerdings auch einige wenige Daten wiederum das Gesamtbild.

3.1.8. Zusammenfassung

In vieler Hinsicht erweisen sich die durchschnittlichen Werte europäischer Einrichtungen als vergleichbar mit denen der Bundesrepublik und bestätigen damit die Ergebnisse der vorangegangenen Untersuchung. Die wesentlichen Ergebnisse beider Untersuchungen auf der Basis der Daten von 90 Einrichtungen wurden daher von mir abschließend zusammengefaßt und unter der Bezeichnung EU 6 in weiteren Grafiken dargestellt. Sie dürften in etwa einen Querschnitt europäischer Aktivspielplätze bzw. Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe darstellen.

 

3.2. Vergleich nach Lage, Projekttyp, Gründungsdatum und Trägerschaft

3.2.1. Vergleich nach Lage im Stadtgebiet

Anhand der Angaben zur Lage der Einrichtungen in der Stadt wurden zwei Gruppen gebildet. Wie bei der früheren Untersuchung wurden Einrichtungen in Innenstadtlage und Einrichtungen in Trabantensiedlungen zur Kategorie dicht besiedelt zusammengefaßt und den Einrichtungen in Stadtrandlage (dünn besiedelt) gegenübergestellt. Wie zu erwarten hat die Lage der Einrichtung erheblichen Einfluß auf die Größe der Einrichtung und die Besucherzahlen, allerdings im Verhältnis zu anderen Vergleichsgruppen kaum auf die Ausstattung und die Struktur.

3.2.1.1. Trägerschaft, Größe, Tierbestand

Wie schon bei der Untersuchung bundesdeutscher Einrichtung ergab sich, daß der Anteil staatlicher Einrichtungen in Stadtrandlage höher ist, als in den dichtbesiedelten und damit sozial benachteiligten Stadtteilen (das gilt allerdings nicht für Dänemark, wo alle untersuchten Einrichtungen staatlich und besonders oft in Trabantensiedlungen zu finden waren). Das Prinzip staatlichen Ausgleichs sozialer Benachteiligungen scheint hier also nicht zu greifen. Einrichtungen in Stadtrandlage verfügen überdies im Schnitt mehr als zehnmal soviel Fläche, wie Einrichtungen in dichtbesiedelter Lage, die mit einer durchschnittlichen Größe von rund 1ha in etwa dem bundesdeutschen Standard für Plätze mit Tierhaltung entsprechen. Überraschenderweise sind aber in den Einrichtungen mit dichter Siedlungslage 20 % mehr Tiere zu finden, als am Stadtrand und annähernd dreimal soviel wie in den bundesdeutschen Einrichtungen.

3.2.1.2. Flächennutzung und Ausstattung

Gebäude, Bauspielbereiche und Wiesen haben in dichtbesiedelten Bereichen einen relativ höheren Anteil an der Gesamtfläche, während Kleinkinderspielbereiche und Bäume, bzw. Waldflächen am Stadtrand höheres Gewicht bekommen. In absoluten Zahlen bieten lediglich die Gebäude der Einrichtungen in dichtbesiedelten Bereichen mehr Grundfläche. Während Spielgeräte in dichtbesiedelten Lagen eine größere Rolle spielen, finden sich Feuerstellen und eine Modellierung des Geländes eher am Stadtrand. Insgesamt ist der Ausstattungsgrad vergleichbar hoch.

3.2.1.3. Besucherzahlen und -struktur

Die durchschnittliche Besucherzahl von Einrichtungen in dichtbesiedelter Lage liegen mit rund 60.000 pro Jahr um etwa 50 % höher als bei dünnbesiedelter Stadtrandlage und es befinden sich auch verhältnismäßig mehr Erwachsene, MigrantInnen und männliche Jugendliche darunter. Die Differenz beim Geschlechtsverhältnis ist allerdings äußerst gering und die Ergebnisse zum Anteil der MigrantInnen beruhen auf einer sehr schwachen Datenbasis.

3.2.1.4. Finanzen, Arbeitskräfte, Anteil freiwilliger Arbeit

Einrichtungen in Innenstadtlage verfügen über ein geringfügig höheres Finanzvolumen, müssen aber mit einem niedrigeren Anteil an staatlicher Förderung auskommen und sind eher auf Eigenerträge bzw. Spenden angewiesen, was mit dem dort niedrigeren Anteil an staatlichen Einrichtungen korrespondiert. Dem entgegen steht die Feststellung, daß der Anteil an ehrenamtlicher Arbeitszeit in Stadtrandlage mit ca. 1.200 Stunden pro Jahr etwa dreimal höher liegt als in den sozial benachteiligten Gebieten. In letzteren werden dagegen wesentlich mehr MitarbeiterInnen auf der Basis von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftigt. Überhaupt liegen die Ausgaben für Personal hier höher, während in Stadtrandlage deutlich mehr für Gebäude und andere Investitionen ausgegeben wird. (Insgesamt stellen aber Personalkosten überall den höchsten Kostenfaktor.

3.2.2. Vergleich nach Projekttyp

Eine Unterscheidung nach reinen Abenteuerspielplätzen und reinen Kinderbauernhöfen, wie in der bundesdeutschen Vergleichsuntersuchung konnte bei dem vorliegenden Material nicht angewendet werden, zum einen, weil nur sehr wenige als Abenteuerspielplatz bezeichnete Projekte sich an der Untersuchung beteiligten und daher keine vergleichbaren Gruppen gebildet werden konnten, zum anderen, weil einige der als Abenteuerspielplätze bezeichneten Einrichtungen von Ausstattung und Tierbestand her eher den bundesdeutschen Kinderbauernhöfen entsprechen. Hier zeigt sich auch, daß eine absolute und klare Unterscheidung zwischen diesen beiden Arten der Aktivspielplätze kaum zu treffen ist und es richtig war, sie in einer gemeinsamen Untersuchung zu behandeln. Um dennoch wenigsten tendenzielle Unterschiede herauszuarbeiten, wurden diejenigen Einrichtungen zusammengefaßt in denen ein Abenteuer- bzw. Bauspielbereich zumindest eine Rolle spielt und den reinen Bauernhöfen gegenübergestellt.

3.2.2.1. Trägerschaft, Größe, Tierbestand

Reine Bauernhöfe sind erheblich größer als die Einrichtungen mit Abenteuerspielplatzbereich und halten mehr als doppelt so viele Tiere, unterscheiden sich aber kaum hinsichtlich der Trägerschaft. Der etwas höhere Anteil an staatlichen Einrichtungen bedingt sich durch die starke Repräsentanz der dänischen Plätze, die in der Regel immer auch einen Bauspielbereich besitzen, er sollte deswegen nicht überbewertet werden.

3.2.2.2. Flächennutzung und Ausstattung

Im allgemeinen sind die Differenzen zwischen Abenteuerspielplätzen und Kinderbauernhöfen in der relativen Flächennutzung denen von Einrichtungen in dicht besiedelter bzw. locker besiedelter Lage vergleichbar. Bei Bauspielplätzen fällt darüber hinaus das Fehlen eines nennenswerten Obst- und Gemüseanbaus und die deutlich stärkere Betonung von Wasserflächen auf. Der Ausstattungsgrad mit Spielgeräten, Feuerstellen und Geländemodellierung ist bei Abenteuerspielplätzen insgesamt deutlich höher. Es ist also viel eher das Fehlen von Anbauflächen, welche Abenteuerspielplätze auszeichnet als das Fehlen von Tieren, während die Gestaltungsaspekte für unterschiedliche spielerische Aspekte eher bei den Kinderbauernhöfen zu kurz kommen.

3.2.2.3. Besucherzahlen und -struktur

Besucherzahlen unterscheiden sich kaum zwischen den beiden Projekttypen. Kinderbauernhöfe werden allerdings deutlich häufiger von Kleinkindern, älteren Menschen, SeniorInnen und Mädchen sowie Menschen mit Behinderungen besucht. Ältere und männliche Jugendliche, sowie MigrantInnen finden sich dagegen häufiger auf Abenteuerspielplätzen.

3.2.2.4. Finanzen, Arbeitskräfte, Anteil freiwilliger Arbeitszeit

Das Finanzvolumen der unterschiedlichen Projekttypen unterscheidet sich ebenfalls kaum. Die Ausgaben für Sachmittel (überwiegend Futtermittel) sind bei den Bauernhöfen allerdings deutlich höher, während der Anteil der staatlichen Förderung dort geringer ist. Entsprechend dem höheren Personalkostenanteil werden auf Abenteuerspielplätzen mehr Arbeitskräfte beschäftigt. Außerdem können sie überraschenderweise auch auf mehr freiwillige Arbeitskräfte zurückgreifen. Allerdings wird durch weniger freiwillige MitarbeiterInnen auf den Bauernhöfen dort insgesamt mehr Arbeitszeit erbracht.

3.2.3. Vergleich nach Gründungsdatum

Ein Vergleich nach Gründungsdatum sollte bis zu einem gewissen Grad Tendenzen in der Entwicklung von Aktivspielplätzen offenbaren. Dazu wurde zur Vergleichbarkeit mit den bundesdeutschen Einrichtungen die Trennungslinie um 1976/77 angesetzt. Bei der bundesdeutschen Untersuchung ergab sich in diesem Zusammenhang ein deutliche Zunahme von ökologischen Themen bzw. Ausstattungsmerkmalen, die diesmal aber nicht im Detail abgefragt wurden. Bei einer Durchsicht der jetzigen Ergebnisse scheint sich bei den neueren Einrichtungen in mancher Hinsicht weniger eine Tendenz, als vielmehr ein Entwicklungsrückstand bzw. Ausstattungsdefizit zu zeigen.

3.2.3.1. Trägerschaft, Größe, Tierbestand

Beim Tierbestand läßt sich eine leichte Erhöhung feststellen, der die schon in der früheren Untersuchung festgestellte zunehmende Bedeutung der Tierhaltung bei Aktivspielplätzen bestätigt. Eine viel deutlichere Entwicklung zeigt sich allerdings im Bereich der Trägerschaft weg vom staatlichen hin zum Bereich freier Träger, was der allgemeinen Tendenz zum staatlichen „disengagement" entspricht. Die Zunahme der Projektgröße mit einer annähernden Verdoppelung der Grundfläche auf 50.000 m_ wird dagegen eher durch einige wenige sehr große Einrichtungen hervorgerufen und kann nicht als repräsentative Entwicklung gedeutet werden.

3.2.3.2. Flächennutzung und Ausstattung

Bei der Flächennutzung scheint es eine Tendenz zur stärkeren Berücksichtigung von Kleinkindspielflächen und zu größerem Baumbestand zu geben. In absoluten Zahlen ist v.a. eine geringere Ausstattung der jüngeren Einrichtungen mit baulichen Strukturen offensichtlich, die auch als Entwicklungsrückstand gedeutet werden kann. Noch deutlicher wird der Entwicklungsrückstand im Bereich der Ausstattungsparameter: Während die älteren Einrichtungen praktisch einen 100%en Ausstattungsgrad bei Spielgeräten, Feuerstellen und der Geländemodellierung aufweisen (bei der Modellierung deutet die geringe Zahl der Antworten allerdings eher auf einen niedrigeren Ausstattungsgrad) liegt der durchschnittliche Ausstattungsgrad bei den jüngeren Plätzen bei lediglich um die 50% herum und damit auch deutlich niedriger als bei den deutschen Einrichtungen.

3.2.3.3. Besucherzahlen und -struktur

Bei keiner anderen Vergleichsgruppe gibt es ähnlich hohe Differenzen in den Besucherzahlen. Ältere Einrichtungen haben im Schnitt mehr als doppelt so viele BesucherInnen. Dies dürfte eng mit einer ausgereifteren Angebotsstruktur zu tun haben. Allerdings liegen auch die jüngeren Einrichtungen mit einer durchschnittlichen Jahresbesucherzahl von 37.000 mehr als doppelt so hoch wie die bundesdeutschen Einrichtungen (17.500 Besuchertage pro Jahr), was auf die größere Vielfalt in der Nutzungsstruktur - insbesondere die Öffnung zu einem generationsübergreifenden Konzept - zurückzuführen ist. Das wird durch die Tatsache bestätigt, daß französische Einrichtungen mit einer restriktiven Besucherstruktur die niedrigsten Besucherzahlen aufweisen. In diesem Punkt hinken auch die meisten deutschen Einrichtungen der europäischen Entwicklung hinterher. Die Öffnung für ein breiteres Publikum ist dabei keineswegs mit einer Verdrängung von Kindern und Jugendlichen von den Plätzen verbunden, sondern mit einer absoluten Steigerung der Besuchszahlen in allen Altersgruppen.

Beim Verhältnis zwischen Jungen- und Mädchenanteil ist keinerlei Veränderung festzustellen. Es liegt konstant bei 50:50 und ist damit noch etwas ausgewogener als bei den deutschen Einrichtungen. Beim Anteil der MigrantInnen ist dagegen eine deutliche Abnahme zu verzeichnen, was am ehesten damit zu erklären ist, daß Aktivspielplätze von ihrer ursprünglichen Lage in sozialen Problemgebieten sich zunehmend auch ein Publikum in wirtschaftlich besser gestellten Kreisen bzw. Wohngebieten erobert haben. Im Verhältnis zum Anteil der MigrantInnen in der Gesamtbevölkerung liegt ihr Anteil bei den BesucherInnen von Aktivspielplätzen mit 11% immer noch leicht über dem Durchschnitt. Im übrigen sei hier noch einmal auf die schwache Datenbasis hingewiesen. Deutlich zugenommen hat der Anteil von Behinderten, was möglicherweise mit einer bewußteren Integration dieses Bevölkerungsteils bzw. mit einer stärkeren Berücksichtigung bei Planung und Konzeption zu tun hat.

3.2.3.4. Finanzen, Arbeitskräfte, freiwillige Arbeitszeit

Ein durchschnittlich nur halb so hohes Finanzvolumen der jüngeren Plätze korrespondiert mit den Ausstattungsdefiziten und den niedrigeren Besucherzahlen. Sie führt auch zu einer deutlich schwächeren Arbeitskräftestruktur. Der Anteil freiwilliger Arbeitszeit kann dies nicht aufwiegen. Im Gegenteil scheint eine solidere Arbeitskräftestruktur auch die Voraussetzung für die Einbindung von freiwilligen Arbeitskräften zu sein, denn sowohl was die Anzahl freiwilliger Arbeitskräfte, als auch die von ihnen geleistete Arbeitszeit (rund 50 Stunden pro Person und Jahr) angeht liegt der Wert bei den älteren Einrichtungen rund doppelt so hoch.


Der sinkende Anteil staatlicher Förderung an den Einnahmen jüngerer Projekte entspricht der allgemeinen Sparpolitik aller Länder im sozialen Sektor und muß sowohl durch Spenden als auch durch zunehmende Eigenerträge ausgeglichen werden. Der deutlich höhere Anteil der Ausgaben für bauliche und andere Investitionen korrespondiert mit der Feststellung der Ausstattungsdefizite, welche nur über einen höheren Anteil an Investitionen abgebaut werden können. Die im Vergleich mit allen europäischen Ländern äußerst geringen Investitionsausgaben deutscher Einrichtungen deuten dabei auf Mangel an Innovation bzw. konzeptionelle Stagnation der Aktivspielplatz-Szene.

 

 

 

 

3.2.4. Vergleich nach Trägerschaft

Beim Vergleich nach Trägerschaft wurden lediglich die staatlichen und die freien Träger berücksichtigt, da die kirchlichen bzw. kirchennahen Träger mit nur drei Einrichtungen und damit statistisch nicht nennenswert beteiligt waren. Dies führte allerdings in Teilbereichen zu einer Verzerrung der Daten gegenüber den Durchschnittszahlen, so daß mit den Einzelergebnissen vorsichtiger umgegangen werden muß. So steht der geringere Tierbestand bei freien bzw. privaten Trägern im Widerspruch zur Tatsache, daß Bauernhöfe viel eher in freier Trägerschaft zu finden sind. Tatsächlich liegt aber der Tierbestand der staatlichen Einrichtungen auch unter dem Durchschnitt, wenn alle Einrichtungen berücksichtigt werden. Die deutlichsten Unterschiede bei einem Vergleich nach Trägerschaft sind erwartungsgemäß im Bereich Finanzen und Arbeitskräfte zu finden.

3.2.4.1. Größe und Tierbestand

Trotz offensichtlicher Differenzen lassen sich hier keine eindeutigen Aussagen machen. Tatsächlich ist dies auch der einzige Bereich der Untersuchung, der in Widerspruch mit den Ergebnissen der bundesdeutschen Vergleichsdaten steht. Die Bedeutung des niedrigeren Tierbestandes bei freien Trägern wurde bereits relativiert. Was die Einrichtungsgröße anbelangt, so schwanken die Einzelangaben zwischen 0,2 und 120 ha Grundfläche, so daß mit großen Verzerrungen der Durchschnittswerte durch einzelne Projekte zu rechnen war. Relevante Unterschiede können daher erst mit einer Differenz um den Faktor zehn angenommen werden (wie beim Vergleich nach Lage oder Projekttyp), so daß eine doppelt so große Grundfläche bei freien Trägern (Differenz um den Faktor zwei) keine relevante Feststellung darstellt.

3.2.4.2. Flächennutzungen und Ausstattung

Die Differenzen in der Flächennutzung entsprechen eher dem Vergleich zwischen Einrichtungen nach Lage in der Stadt, als dem Vergleich nach Projekttyp. Dies unterstützt noch einmal die Feststellung, daß freie Träger eher in dichtbesiedelten bzw. sozial benachteiligten Lagen zu finden sind als staatliche Einrichtungen. Die logische Schlußfolgerung wäre auch ein geringeres Flächenangebot der freien Projekte. Dies bestätigt wiederum, die Irrelevanz der bereits festgestellten statistischen Größenunterschiede im Vergleich der Träger. Beim Ausstattungsgrad mit Spielgeräten liegen beide Trägertypen auf gleicher Höhe, bei Feuerstellen und Geländemodellierung liegen freie Träger etwas niedriger. Wegen des insgesamt geringen Rücklaufs bei den Antworten in diesem Bereich sollten die Differenzen allerdings nicht Überbewertet werden.

3.2.4.3. Besucherzahlen und -struktur

Insgesamt sind die Besucherzahlen bei den freien Trägen etwas höher bei gleichzeitig ausgewogenerer Altersstruktur der BesucherInnen, was die bereits gemachten Aussagen zum Zusammenhang zwischen Besucherzahlen und generationsübergreifenden Konzepten unterstreicht. Die Differenz in der Altersstruktur ist hier von allen Vergleichsgruppen am deutlichsten ausgeprägt, was die Schlußfolgerung erlaubt, daß v.a. von freien Trägern ein innovativer Impuls in Richtung generationsübergreifender Arbeit ausgeht. Beim Geschlechtsverhältnis ist dagegen kein nennenswerter Unterschied festzustellen. Die Ergebnisse zum Anteil der MigrantInnen widersprechen der Lage in sozialen Problemgebieten, sie beruhen allerdings wie schon gesagt auf einer geringen Datenbasis, so daß sie nicht überbewertet werden sollten. Auch die Differenz beim Anteil der Behinderten scheint eher unerheblich.

3.2.4.4. Finanzen, Arbeitskräfte, freiwillige Arbeitszeit

Freie Träger verfügen über einen etwas geringeren Etat als staatliche Einrichtungen, ein bedeutsamerer Unterschied liegt aber v.a. in der Struktur der Einnahmen. Freie Träger akquirieren nicht nur deutlich mehr Spenden sondern erwirtschaften auch ein Vielfaches an Eigenerträgen, was die staatlichen Haushalte, die auf jeden Fall den größten Teil der Finanzen bereitstellen zusätzlich entlastet. Trotz des geringeren Haushalts beschäftigen freie Träger etwas mehr MitarbeiterInnen und binden insbesondere ein Vielfaches an freiwilligen MitarbeiterInnen in die Arbeit ein, was auf einen viel stärkeren Gemeinwesenbezug hindeutet. Insgesamt wird in den freien Projekten durchschnittlich fast 1.500 Stunden an unbezahlter Arbeit geleistet und damit mehr als dreimal so viel wie in staatlichen Einrichtungen.

 

 

3.3. Vergleich nach Größe der Einrichtung

Für die systematische Berücksichtigung von Aktivspielplätzen in der Stadtplanung ist die Frage nach der Größe von besonderer Bedeutung Noch bevor private Initiativen oder auch Träger öffentlicher Belange sich über Gestaltung und Konzepte der Einrichtung Gedanken machen können gilt es entsprechende Flächen zu sichern oder aber neu zu erschließen. Lange Zeit waren damit in fast allen Städten schwierige Auseinandersetzungen verbunden, weil auf den tendenziell immer knapper werdenden Freiflächen ein wachsender Nutzungs- bzw. Verwertungsdruck lastete. Neue Produktionsmethoden, der Bedeutungsverlust alter Industriebetriebe, aber auch flächensparendere Bauweisen und Veränderungen im Verkehrswesen haben die Situation mittlerweile deutlich entspannt. So besteht außer der Ausweisung neuer Siedlungsgebiete am Stadtrand vermehrt die Möglichkeit ehemals benachteiligte Wohnviertel - beispielsweise in Nachbarschaft von Industrie- oder Eisenbahn- oder Hafenanlagen - durch die Schaffung von anregungsreichen Freiflächen aufzuwerten bzw. auch für ein besser verdienendes Publikum interessant zu machen. Dies ist nicht nur sinnvoll im Hinblick auf eine ökologisch nachhaltige Siedlungsentwicklung, sondern auch für eine soziale Durchmischung.

In den meisten Städten gibt es inzwischen mehr oder weniger große Industriebrachen oder werden im Rahmen von städtebaulichen Umstrukturierungen neue Flächenressourcen frei. Damit ist die Freiflächen- bzw. Spielraumplanung nicht mehr nur an sporadische, zum Teil noch kriegsbedingte, Flächenreserven angewiesen. Sie kann sich überdies auch bei der Neugestaltung von Stadtteilen an einem Flächenoptimum orientieren, anstatt an mehr oder weniger willkürlich festgelegten Flächenstandards festzuhalten, welche, wie schon die Untersuchung bundesdeutscher Einrichtungen ergab in der Regel viel zu niedrig angesetzt sind und insbesondere den Anforderungen an die Tierhaltung nicht gerecht werden. Während es schwierig ist, für die Gestaltung allgemeinverbindliche Planungshinweise zu entwickeln, die den jeweils speziellen stadträumlichen und sozialen Erfordernissen bzw. Ansprüchen genügen, scheint dies im Hinblick auf die Größe der Einrichtung durchaus mit einem vertretbaren Aufwand möglich. Dazu ist es notwendig, die verschiedenen strukturellen Parameter (Flächennutzungen, Tierbestand, Besucherstruktur etc.) auf die zur Verfügung stehende Grundfläche zu beziehen. Was die Besucherzahlen angeht, so ergab bereits die Untersuchung bundesdeutscher Einrichtungen, daß zunächst mit zunehmender Größe der Einrichtung die Besucherzahlen steigen, daß dieser Trend sich aber ab einer bestimmten Größe wieder umkehrt, weil sehr große Einrichtungen nur noch in dünn besiedelten Stadtteilen liegen, was die Besucherfrequenz negativ beeinflußt. Diese grundsätzliche Feststellung soll im folgenden weiter präzisiert und mit anderen Parametern in Zusammenhang gebracht werden. Dabei werden zum Vergleich, wie bei den anderen Untersuchungen die Werte für die BRD (durchschnittliche Grundfläche: 7.500 m_) angegeben.

3.3.1. Flächennutzungen

Zunächst gibt es erwartungsgemäß eine Verschiebung des Anteils der Grünflächen gegenüber den bebauten bzw. weitgehend versiegelten Flächen. Beträgt dieser Anteil bei den Einrichtungen unter 10.000 m_ lediglich um die 45%, so steigt er bei den Einrichtungen über 50.000 m_ auf rund 80% an. Bei den Einrichtungen zwischen 10- und 50.000 liegt der Anteil mit knapp über 60% dazwischen. Bei den Gebäuden und Bauspielbereichen ist die Tendenz genau umgekehrt. Je größer die Einrichtung, desto kleiner ihr Anteil. Bei den Kleinkinderspielflächen und bei den Sportflächen ist die Tendenz uneinheitlich. Bei den Sportflächen liegt der höchste Anteil eher im Bereich mittlerer Einrichtungsgröße. Dasselbe gilt für Obst- und Gemüseanbau, der erst ab mittlerer Größe interessant wird, wegen des hohen Arbeitsbedarfes aber bei zunehmender Größe wieder an Bedeutung verliert.

3.3.2. Tierbestand und Tierarten

Beim Tierbestand gibt es erwartungsgemäß eine lineare Zunahme mit der Größe der Einrichtung. Qualitativ ist die Verteilung der einzelnen Tierarten aber erstaunlich konstant. Lediglich Schafe scheinen bei sehr großen Einrichtung deutlich an Gewicht zuzunehmen. Mit Ausnahme von Kaninchen und Pferden, die in bundesdeutschen Einrichtung etwas mehr Bedeutung haben gibt es auch eine sehr hohe Übereinstimmung mit den deutschen Werten, so daß von einem relativ einheitlichen Tierartenprofil der Aktivspielplätze gesprochen werden kann. Besonders hervorzuheben ist die zunehmende Bedeutung von Pferden je kleiner die Einrichtung ist. Dies kann so interpretiert werden, daß bei beschränktem Flächenangebot eher auf andere Tiere als auf Pferde verzichtet wird, da diese von herausragender pädagogischer Bedeutung sind. Am ehesten verzichtet wird dabei auf Esel, die einen vergleichbaren Raumanspruch, aber ein wesentlich geringeres pädagogisches Verwendungsspektrum haben. Sie werden daher offensichtlich erst ab einem gewissen Platzangebot interessant, wobei ihre Bedeutung allerdings auch bei den größten Einrichtungen kaum zunimmt.

3.3.3. Finanzen, Arbeitskräfte und Besucherzahlen

Einrichtungen mittlerer Größe weisen das höchste durchschnittliche Besucheraufkommen, die meisten Arbeitskräfte und das höchste Finanzvolumen auf. Scheinen also gleich in mehrerer Hinsicht am leistungsfähigsten. Lediglich in zwei Punkten liegen die größeren Einrichtungen an der Spitze: Sie bieten bessere Möglichkeiten für die Erwirtschaftung von (landwirtschaftlichen) Eigenerträgen und bieten mehr Möglichkeiten zur Integration von arbeitslosen Hilfskräften, die wegen der hohen pädagogischen Anforderungen auf klassischen Aktivspielplätzen in der Regel nie mehr als ein Viertel der bezahlten Arbeitskräfte stellen, wie auch in der bundesdeutschen Untersuchung bereits festgestellt wurde. Bei sehr großen Einrichtungen steigt dann aber wegen des erforderlichen Maschinenparks auch deutlich der Investitionsanteil an den Ausgaben. Beim Spendenaufkommen liegen dagegen die kleinen, eher nachbarschaftlich orientierten Einrichtungen deutlich vorne. Sowohl kleine als auch mittlere Einrichtungen liegen bei den Eigenmitteln (Spenden und Eigenerträgen) bei rund 20% und damit deutlich über den bundesdeutschen Einrichtungen. Eine detailliertere Darstellung des Zusammenhangs zwischen Flächenangebot, Besucherzahlen und Finanzvolumen wurde für 14 ausgewählte Einrichtungen erstellt, die zunächst nach Größe und (bei gleicher Größe) nach Besucherzahlen geordnet wurden. Auch in dieser Darstellung ist zunächst ein steiles Ansteigen der Besucherzahlen mit zunehmender Größe zu verzeichnen, die Besucherkurve fällt aber ab einer Größe von 20.000 m_ ebenso steil wieder ab. Der bei der Grobrasterung in drei Größenkategorien noch erkennbare Zusammenhang zwischen Fläche Besucherzahl und Finanzetat löst sich bei der Detailbetrachtung völlig auf, was darauf hindeutet, daß das Besucheraufkommen lediglich einen Teilaspekt bei der Finanzierung der Einrichtungen darstellt und zwar keinen besonders bedeutenden.

3.3.4. Besucherstruktur

Hinsichtlich der Besucherstruktur nach Altersgruppen konnte zunächst vermutet werden, daß der Anteil von Erwachsenen mit der Größe der Einrichtung zunimmt, da diese für viele Kinder und Jugendliche nicht mehr in erreichbarer Nähe vom Wohnort liegen und auf die Begleitung von Erwachsenen angewiesen sind. Auch hier zeigte sich aber, daß die Einrichtungen mittlerer Größe am ehesten eine ausgewogene Besucherstruktur haben, weil es sich bei etlichen der großen Einrichtungen um streng pädagogische Einrichtungen handelt, die überwiegend von organisierten Kindergruppen bzw. Schulklassen besucht werden. Insgesamt liegt aber das Schwergewicht bei allen Einrichtungen in der Altersgruppe bis 14 Jahren.

3.3.5. Zusammenfassung

In vielerlei Hinsicht, sowohl was die Angebots- bzw. Ausstattungsvielfalt, als auch was das Besucheraufkommen und die Besucherstruktur anbelangt können Einrichtungen mittlerer Größe als optimal bezeichnet werden. Eine genaue Untersuchung legt dabei eine Größe von 2 -2,5 ha nahe. Jedoch sind auch bei einer Größe von rund einem Hektar offensichtlich bereits Besuchermengen von rund 60.000 Personentagen pro Jahr zu versorgen, was weit über dem Schnitt bundesdeutscher Einrichtungen liegt (17.500 bei einer durchschnittlichen Größe von 7.500 m_).

 

 

4. Ergebnisse aus den Offenen Fragen

Ziel der offenen Fragen war, herauszubekommen, welche Konzepte der Arbeit zugrunde liegen und inwieweit die in dieser Arbeit vorgestellten Leistungsbereiche bereits konzeptionell bzw. in der praktischen Arbeit berücksichtigt werden, ohne daß die Antwortmöglichkeiten über mehr oder weniger suggestive Leistungslisten vorgegeben waren. Es wurde daher lediglich die Fragestellung formuliert in wieweit Beiträge zur Soziokultur bzw. Nachbarschaftsarbeit, zur Gesundheitsförderung und zur Umweltbildung geleistet werden.

4.1. Schweiz

Bei der Beantwortung der offenen Fragen waren die Schweizer Einrichtungen am gründlichsten. Vier von fünf Projekten machten Angaben und alle beantworteten sämtliche Fragen.

4.1.1. Konzepte

zwei Einrichtungen begreifen sich hauptsächlich als Freizeiteinrichtung für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren, denen teilweise über ein Programm spezielle Angebote gemacht werden und die teilweise Möglichkeiten für freie selbstbestimmte Tätigkeiten und Förderung in der Gruppenbildung erhalten. In zwei Fällen ist die Einrichtung ein Quartiers- bzw. Nachbarschaftszentrum, welches gezielt nachbarschaftliche Kommunikation und Selbsthilfe bzw. intergenerationelle Kontakte fördert. In dieses Konzept sind auch spezifische Angebote für Kinder integriert. Tierpflege findet in zwei Einrichtungen statt, wird aber nur in einer Einrichtung durch geschultes Betreuungspersonal unterstützt. Es überwiegt der kommunikative und handwerkliche Bereich.

4.1.2. Soziokultur

Außer der Förderung von Eigeninitiativen im Selbsthilfebereich und Kontaktmöglichkeiten - zum Teil über die Einrichtung von Cafés gibt es auch spezielle Veranstaltungen und Projekte, Jahreszeitenfeste und Traditionsveranstaltungen, welche die regionale Kultur beleben, sowie interkulturelle Veranstaltungen. Auch die Förderung von gemeinsamen Gruppenaktivitäten wurde genannt.

Angesprochene Leistungsbilder: S1,S2,S3, S6, S8, S10, S11

4.1.3. Gesundheitsförderung

Als Beiträge zur Gesundheitsförderung wurden genannt: Soziale Interaktion in der Nachbarschaft, Integration Behinderter, sensomotorische Stimulation und Unterstützung kultureller Entfaltung.

Angesprochene Leistungsbilder: Gf2,Gf6,Gf7, Gf12

4.1.4. Ökopädagogik

Erfahrungen mit der natürlichen und bebauten Umwelt bzw. Mitwelt, sowie der Umgang mit natürlichen Materialien bzw. Recyclingmaterial werden häufig genannt. Vereinzelt wurde die Auseinandersetzung mit Umweltproblemen, wie Müll und die Gestaltung der Umwelt genannt.

Angesprochene Leistungsbilder: Ö3,Ö4,Ö5,Ö6,Ö7,Ö9

4.1.5. Probleme

Als Probleme wurden genannt: Mangelnde finanzielle Ressourcen, schlechte Bausubstanz bei Gebäuden, Mangel an Verständnis seitens der Behörden für die Jugendarbeit, die schwierige Integration von Jugendlichen und eine unregelmäßige Auslastung der Einrichtung.

 

 

 

 

4.2. Großbritannien

Auch von den britischen Einrichtungen machten annähernd 80% Angaben zu den offenen Fragen, allerdings waren die einzelnen Fragen sehr lückenhaft beantwortet, so daß sich insgesamt nur ein inhaltlicher Rücklauf von ca. 60% ergab. Viele verwiesen auf ein beigelegtes Programm. Aufgrund des Umfangs dieser Materialien war aber eine systematische Auswertung im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich.

4.2.1. Konzepte

Eine Großteil der Einrichtungen ist generationsübergreifend bzw. nachbarschaftsorientiert, oft auch aus einer örtlichen Bürgerinitiative hervorgegangen. Immer wieder wurde auf das Engagement von „local residents" bzw. „comunity groups" hingewiesen. In Einzelfällen handelt es sich um eine Einrichtung speziell für die Altersgruppe zwischen 5 und 14 Jahren. Außer den Bereichen Umweltbildung bzw. Förderung nachhaltiger Lebensweisen und Angeboten der Freizeitbeschäftigung und Erholung tauchten immer wieder soziale Aspekte auf, da die Einrichtungen oft in sozial benachteiligten Stadtteilen liegen. So spielt auch die Bereitstellung von Arbeitsplätzen im Rahmen der Arbeit eine wichtige Rolle. Vereinzelt werden schließlich therapeutische Ziele formuliert. In einem Fall wird die Einrichtung darüber hinaus als Brücke zwischen Stadt und Land bezeichnet.

4.2.2. Soziokultur

Ein Großteil der Antworten bezog sich auf die Bereitstellung von Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten einerseits und die Bereitstellung von sinnvoller Arbeit und Beschäftigungsmöglichkeiten andererseits. Die Förderung nachbarschaftlicher Kontakte und die Organisation spezieller Veranstaltungen hat ebenfalls ein großes Gewicht. Die Förderung von Gruppenarbeit, Beschäftigung von Jugendlichen, Bildungsangebote und handwerklichen Fähigkeiten wurden ebenfalls mehrmals genannt In einem Fall wird auch die Arbeit mit Behinderten genannt. In den meisten Fällen erscheint diese Leistung aber als Aspekt der Gesundheitsförderung.

Angesprochene Leistungsbilder: S2, S3, S5, S11

4.2.3. Gesundheitsförderung

Nur wenige Einrichtungen machten Angaben zu diesem Bereich. Am häufigsten genannt wurde die Integration von, bzw. Arbeit mit Behinderten. Die Förderung der Sensomotorik durch gärtnerische bzw. landwirtschaftliche Arbeit und Sport hat ebenfalls eine große Bedeutung. Vereinzelt wurde genannt die Bereitstellung sinnvoller Arbeit und der Beitrag zu einer gesunden Ernährung durch biologisch-organischen Anbau von Gemüse.

Angesprochene Leistungsbilder: Gf2, Gf3, Gf7, Gf11

4.2.4. Ökopädagogik

Genannt wurden hier überwiegend: Naturerfahrung, Beiträge zum Biotop- und Artenschutz (wildlife conservation) und die Auseinandersetzung mit Pflanzen und Tieren im Rahmen der gärtnerisch-landwirtschaftlichen Arbeit. Dabei sind die Leistungen überwiegend auf die Besuche durch Schulklassen bezogen. In einigen wenige Fällen ist die Umweltbildung aber unabhängig von schulischen Aktivitäten ein eigenständiges Thema.

Angesprochene Leistungsbilder: Ö1,Ö2,Ö3,Ö4,Ö7,

4.2.5. Probleme

Britische Einrichtungen bemerkten am häufigsten von allen europäischen Projekten finanzielle Probleme. Die Mehrheit aller Einrichtungen und rund 70% derjenigen die überhaupt Angaben machten äußerten sich in diese Richtung. Hier spiegelt sich wohl die langjährige strikte britische Sparpolitik wider. In einigen wenigen Fällen spielten auch Probleme mit der stadträumlichen Lage, wie beispielsweise die Nähe von chemischer Industrie, eine Rolle.

4.3. Frankreich

Die Französischen Einrichtungen machten immerhin noch zu rund zwei Drittel von der Möglichkeit freier Darstellungen ihrer Arbeit Gebrauch. Auch hier waren aber nicht alle Leistungsbereiche gleichermaßen berücksichtigt. Mit Abstand die meisten Antworten gab es zum Bereich Ökopädagogik, was die starke Bildungsorientierung französischer Einrichtungen unterstreicht. Auch soziokulturelle Aspekte spielen noch eine gewisse Rolle, während der Bereich Gesundheitsförderung offensichtlich kaum mit der eigenen Arbeit in Verbindung gebracht wird - und wenn, dann in erster Linie im Sinne der Integration Behinderter.

4.3.1. Konzepte

Die Auseinandersetzung mit Land- und Forstwirtschaft bzw. die Präsentation eines landwirtschaftlichen Betriebes mit begleitender Animation für - in der Regel - organisierte Kindergruppen, bzw. Schulklassen kennzeichnet die meisten französische Einrichtungen. In einem Fall gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten und spielt der Erholungsaspekt eine gewisse Rolle. Im Gegensatz zu den meisten europäischen Einrichtungen handelt es sich nur ausnahmsweise um offene Freizeiteinrichtungen, was sich schon in der relativ niedrigen Auslastung beim statistischen Fragenteil bemerkbar machte. Oft handelt es sich um noch produktionsorientierte landwirtschaftliche Betriebe, die sich über spezielle pädagogische bzw. animatorische Angebote diversifiziert haben.

4.3.2. Soziokultur

Bildungsangebote, die Aneignung manueller Fähigkeiten, sowie die Übernahme von Verantwortung bzw. die Einübung von Selbständigkeit bei der Übernahme von Pflegetätigkeiten wurden ausdrücklich genannt. Oft wurde auf Broschüren hingewiesen, die aber wegen des Umfangs nicht systematisch ausgewertet werden konnten.

Angesprochene Leistungsbilder: S1,S4,S9

4.3.3. Gesundheitsförderung

Hauptsächlich wurde die Integration Behinderter, in einem Fall auch die Förderung der Sensomotorik genannt. In einem Fall wurde eine prophylaktische Funktion erwähnt, aber nicht weiter erläutert.

Angesprochene Leistungsbilder: Gf2,Gf7

4.3.4. Ökopädagogik

Die Auseinandersetzung mit Pflanzen und Tieren im Rahmen landwirtschaftlicher Tätigkeit, sowie Naturerfahrungen und die Vermittlung von Kenntnissen über die regionale Flora und Fauna stehen im Mittelpunkt der Arbeit. Darüber hinaus wurde die Auseinandersetzung mit natürlichen bzw. regenerativen Ressourcen und Stoffkreisläufen, sowie die Verarbeitung von Naturprodukten genannt. Gesunde Ernährung und allgemeiner Umweltschutz wurden vereinzelt angesprochen.

Angesprochene Leistungsbilder: Ö1,Ö2,Ö3,Ö7,Ö9, Ö10, Ö11

4.3.5. Probleme

Die Angaben waren hier sehr sporadisch und ein typisches Problemfeld nicht erkennbar. Genannt wurden u.a. : Stadtplanung, das Auseinanderklaffen zwischen Anspruch und Wirksamkeit der Umweltbildung und die falsche Fütterung der Tiere durch Besucher.

 

 

 

 

 

 

 

4.4. Niederlande

Nur noch knapp über die Hälfte der niederländischen Einrichtungen setzten sich mit den offenen Fragestellungen auseinander und auch dann nur sehr sporadisch. Zum Thema Gesundheitsförderung gab es überhaupt nur einen Kommentar, der sich auf die Verwendung guter Maschinen bezog, womit wahrscheinlich der sicherheitstechnische Standard gemeint war. Insgesamt scheinen Zweifel an der Repräsentativität der Antworten angebracht.

4.4.1. Konzepte

Die Auseinandersetzung mit Landwirtschaft, insbesondere die Bedeutung der verschiedenen Tierarten stehen im Vordergrund. In jeweils einem Fall wird auch das Angebot eines anregenden Spielraums und die Arbeit mit Behinderten als zentrale Aufgabe formuliert. Zumindest einige der Einrichtungen verstehen sich als generationsübergreifende Projekte.

4.4.2. Soziokultur

Die Förderung nachbarschaftlicher Kontakte, Veranstaltung von Festen und Tagen der offenen Tür, Angebote zur Freizeitbeschäftigung, sowie die Auseinandersetzung mit Handwerk, Malerei und sogar Theater wurden genannt.


Angesprochen Leistungsbilder: S2,S3,S5,S6,S9

4.4.3 Gesundheitsförderung

Physischer Schutz gegen Unfälle durch Nutzung guter Maschinen

Angesprochenes Leistungsbild: Gf1

4.4.4. Ökopädagogik

Die Beschäftigung mit Landwirtschaft und die Mensch-Tier-Begegnung stehen im Vordergrund. In jeweils einem Fall wurde die Auseinandersetzung mit Abfällen bzw. Giften und das Thema Ernährung genannt. Konzeptionell wird auf den Besuch von Schulklassen verwiesen.

Angesprochene Leistungsbilder: Ö1,Ö2,Ö9,

4.4.5. Probleme

Häufig wurden finanzielle Probleme und Personalknappheit beklagt, was die statistischen Ergebnisse stützt. In einem Fall wurde auch Diebstahl bzw. Vandalismus auf dem Platz genannt.

 

4.5. Dänemark

 

Nur jede zweite Dänische Einrichtung machte Angaben bei den offenen Fragen. Insgesamt gab es nur fünf Einzelantworten zu den Leistungsbereichen, was einem inhaltlichen Rücklauf von unter 30% in diesem Bereich entspricht, so daß oft von Zufallsaussagen ausgegangen werden muß. Dennoch sollen diese hier kurz wiedergegeben werden.

4.5.1. Konzepte

Im Gegensatz zu den Einrichtungen anderer Länder wird hier die Auseinandersetzung mit Pflanzen und Tieren gleichberechtigt mit handwerklichen Tätigkeiten und Hüttenbau genannt. Spezielle Kinder- und Jugendeinrichtungen überwiegen, jedoch wurden auch generationsübergreifende bzw. nachbarschaftsorientierte Konzepte genannt. In einem Fall spielen auch sportliche Aktivitäten und Computerspiele eine Rolle.

 

4.5.2. Soziokultur

Genannt wurden: Förderung nachbarschaftlicher Kontakte, Die Möglichkeit von Kindern andere Kinder zu treffen, die Organisation von thematischen Projekten und die Übernahme von Verantwortung durch Pflegetätigkeiten.

Angesprochene Leistungsbilder: S3,S4, Gf7, S9

4.5.3. Gesundheitsförderung

Hier wurden lediglich Reiten und die soziale Integration von verhaltensauffälligen Kindern genannt.

Angesprochene Leistungsbilder: Gf2, Gf5, Gf7

4.5.4. Ökopädagogik

Keine Angaben

4.5.5. Probleme

Genannt wurde einmal Mangel an Interesse durch die Eltern, welche die Einrichtung oft lediglich als günstige Kinderbetreuungseinrichtung nutzen, sowie Vandalismus durch ältere männliche Jugendliche

4.6. Überblick über die angesprochenen Leistungsbilder

Im Bereich Soziokultur und Ökopädagogik wurden jeweils zehn von zwölf der in dieser Arbeit beschriebenen Leistungsbilder angesprochen, im Bereich Gesundheitsförderung immerhin acht. Die potentiellen Leistungsbilder werden also durch die tatsächliche Praxis auch weitgehend ausgefüllt. Dabei stehen allerdings einige wenige Leistungsbilder im Vordergrund, welche nicht nur vereinzelt, sonder regelmäßig genannt wurden. Dazu zählen im Bereich Soziokultur: Die Förderung der Alltagskommunikation bzw. nachbarschaftlicher Kontakte, die Kultivierung von Genuß und Sinnlichkeit und die Animation von Forschen, Entdecken und Experimentieren. Mehr als in einem Land genannt wurden auch: Die Förderung von Eigeninitiative bzw. Selbständigkeit, Selbstdarstellung und Kreativität, Animation von Pflege- und Betreuungstätigkeiten und Förderung von Teamgeist bzw. Gruppenarbeit. Im Bereich Ökopädagogik wurden mehrheitlich genannt: Kontakt zur domestizierten Tieren, die Anlage und Betreuung von Gärten bzw. landwirtschaftlichen Flächen und Naturerfahrungen, d.h. sowohl Kenntnisse von Flora und Fauna als auch Landschaftserkundungen und schließlich die Auseinandersetzung mit Abfallthemen. Mehr als in einem Land wurden außerdem die Gestaltung von Biotopen bzw. die Landschaftspflege genannt. Die Leistungen im Gesundheitsbereich konzentrieren sich zum einen auf die sensomotorische Stimulation, sowie Maßnahmen die einer sozialen Isolation entgegenwirken sollen, wobei wiederum die Integration Behinderter im Vordergrund steht. Alle anderen Leistungsbilder wurden nur vereinzelt angesprochen. Eine Übersicht über die länderbezogene Anzahl der Nennungen gibt die nachstehende Tabelle:

Leistungsbereich

Leistungsbilder und Anzahl der Nennungen

 

Soziokultur

S1

S2

S3

S4

S5

S6

S8

S9

S10

S11

Ökopädagogik

Ö1

Ö2

Ö3

Ö4

Ö5

Ö6

Ö7

Ö9

Ö10

Ö11

Gesundheitsförderung

Gf1

Gf2

Gf3

Gf5

Gf6

Gf7

Gf11

Gf12

   

Tab.10: Gewichtung von Leistungsbildern auf europäischenn Aktivspielplätzen (Quelle: Eigene Erhebung)

 

 

Nennung in 5 Ländern

 

Nennung in 2 Ländern

       
 

Nennung in 4 Ländern

 

Nennung in einem Land

       
 

Nennung in 3 Ländern

   

4.7. Partizipation in der Planung

Von 40 Einrichtungen machten 35 Angaben zur Planung des Aktivspielplatzes. Das entspricht einem Rücklauf von 88%. Die Frage, wer an der Planung und Gestaltung der Einrichtung beteiligt war erlaubt damit brauchbare Rückschlüsse auf den Charakter der Einrichtungen in den einzelnen Ländern jenseits bloßer Ausstattungsmerkmale. Darüber hinaus läßt sie allgemeine Schlüsse über die Bedeutung verschiedener Interessensgruppen zu.

Obwohl staatliche Einrichtungen bei den Aktivspielplätzen in der Minderheit sind, werden staatliche Stellen, bzw. städtische Verwaltungsangehörige oder Vertreter des Gemeinderates am häufigsten als Planungsbeteiligte genannt. Bei rund vier von fünf Einrichtung waren sie an der Planung beteiligt, wobei davon ausgegangen wird, daß sie nicht nur mit der Genehmigung befaßt waren, sondern aktiv an der inhaltlichen bzw. gestalterischen Planung. Bei knapp zwei Dritteln der Einrichtungen waren auch Architekten mit der Planung befaßt, während ihre Kollegen aus dem Bereich der Freiraumplanung bzw. Landschafts- und Gartengestaltung nur bei jeder vierten Einrichtung beteiligt waren. Sie spielen damit eine ähnlich kleine Rolle wie die Kinder, die ebenfalls nur in 26% der Projekte an der Planung und Gestaltung beteiligt waren. Wohlgemerkt kam es bei der Frage nicht darauf an in welchem Umfang die jeweiligen Personengruppen beteiligt waren, sondern ob überhaupt! Immerhin in etwa der Hälfte aller Einrichtungen waren Nachbarn, Eltern oder örtliche Initiativgruppen an der Planung und Gestaltung beteiligt, was einen insgesamt starken Gemeinwesenbezug der Aktivspielplätze bestätigt. MitarbeiterInnen bzw. Leitungspersonal waren dagegen am wenigsten, nämlich nur in jeder fünften Einrichtung an Planung und Gestaltung beteiligt.

Insgesamt gesehen muß es nachdenklich stimmen, daß die Personen, die sich am meisten in den Einrichtungen aufhalten und diese am intensivsten nutzen, also Kinder und MitarbeiterInnen am wenigsten in Planung und Gestaltung involviert sind, zumal gerade bei den Kindern dadurch eine wesentliche Identifikationsmöglichkeit mit dem Projekt entfällt. Hier wird möglicherweise eine Chance vertan, frühzeitig Vandalismusschäden vorzubeugen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß selbst gut gemeinte Versuche Kinder einzubeziehen oft daran scheitern, daß von der Gestaltungsidee über gemeinsame Planspiele bis zur Finanzierung und Umsetzung oftmals viel zu viel Zeit vergeht, so daß bürokratische Rahmenbedingungen sich meist als regelrechte Partizipationskiller erweisen. Die Dominanz staatlicher Planungsorgane unterstreicht ein entsprechend technizistisches Planungsverständnis, welches mehr Wert auf die Erfüllung bautechnischer Standards, als auf einen sozialen Planungsprozeß legt.

Ein ähnlicher Hintergrund darf wohl auch bei der starken Dominanz der Architektur gegenüber der Freiraumplanung angenommen werden. Während der Sicherheit und Funktionstüchtigkeit der Gebäude großes Augenmerk geschenkt wird, wird der Freiraum offensichtlich immer noch häufig als Restfläche betrachtet, deren Planung und Gestaltung weniger professionelle Aufmerksamkeit verlangt. Dem entspricht die Tatsache, daß beispielsweise eine Modellierung des Geländes mit Hügeln, Mulden, Höhlen und dergleichen eher die Ausnahme bei Aktivspielplätzen darstellt, obwohl klar ist, daß u.U. selbst kleine Höhenunterschiede und vegetative Geländegestaltungen für Kinder bereits einen hohen Aufforderungscharakter bzw. Spielreiz darstellen. Dabei sind Erdmassen oft ein Nebenprodukt anderer Bautätigkeiten, so daß entsprechende Bodenbewegungen auch keinen besonderen Aufwand erfordern, oft genug sogar ein Entsorgungsproblem lösen. Bevor im nächsten Kapitel über weitere Planungsempfehlungen zu sprechen sein wird, soll hier jedoch noch ein Blick auf „Planungsprofile" einzelner Länder geworfen werden.

Land

Beteiligung von Institutionen oder Gruppen an der Planung

 
 

Stadt/Verwaltung

Nachbarn/Eltern

Architekten

Landschaftsplaner

Kinder

Mitarbeiter

Schweiz

           

England

           

Frankreich

           

Niederlande

           

Dänemark

           

Tab.11: Partizipation bei der Planung europäischer Aktivspielplätze (Quelle: Eigene Erhebung)

Nennung an:

1.Stelle

 

2. Stelle

 

3. Stelle

 
             
 

4.Stelle

 

5.Stelle

 

6. Stelle

 




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Revised April 28, 2001

Published by City Farmer
Canada's Office of Urban Agriculture

cityfarmer@gmail.com